Unsere Geschichte

Die Schönheit und Vielfalt der liechtensteinischen Volkskultur kommt wohl kaum in einem anderen Bereich deutlicher zum Ausdruck als in unseren Trachten. An ihnen haben die Jahrhunderte geformt und gewoben, gestickt und gearbeitet. Die Tracht ist nicht nur die traditionelle Kleiderordnung einer bestimmten Region, sie ist auch ein individuelles Kleidungsstück. Sie wird von erstklassigen Schneiderinnen und Schneidern in aufwändiger Arbeit hergestellt.

Mieder und Haube, bei der Frauentracht, sind die Schmuckstücke der Tracht und waren früher Ausdruck von Besitz und Wohlstand. Die persönliche Ausprägung der Tracht wird heute durch die feinen, von der Trägerin ausgesuchten Stickereien bestimmt. Tradition und eine sachkundige handwerkliche Verarbeitung machen die Tracht zu etwas Besonderem und Wertvollem.

Unter der Pfarrkirche von Mauren wurden bei den Ausgrabungen in den Jahren 1986 und 1987 alte Grabfelder von Frauen entdeckt, die mit der Tracht beerdigt worden waren. Gefunden wurden nicht nur eine grosse Anzahl silberner Miederhaken, sondern auch Mieder selbst. Damit ist der Beweis erbracht, dass in Mauren bereits um 1700 Trachten getragen wurden.

Alte Miederhaken wurden auch in den Gemeinden Eschen, Gamprin und Vaduz gefunden. Das Besondere am Fund in Mauren aber ist, dass durch eine sichergestellte Haube und die gut erhaltenen Mieder, eine Material-, Form- und Farbbestimmung möglich war.

Die Mieder waren ursprünglich in Rot- und Rotbrauntönen gehalten. Die Ausgrabungen in Mauren bestätigen die bisherigen Erkenntnisse über die liechtensteinische Tracht und ihre lange Tradition. Die Fundstücke stimmen im Wesentlichen mit alten Zeichnungen, Fotos und den im Landesmuseum ausgestellten Miedern und Hauben überein.

Im Gegensatz zur Frauentracht fehlen bei den Männertrachten historische Vorbilder. Bis heute kann sich die Liechtensteinische Trachtenvereinigung lediglich auf ein Bild stützen, das sich in der „Sammlung von Adulf Peter Goop“ befindet. 1962 hat sich der Trachtenverein Schellenberg Männertrachten angeschafft, die als Grundlage für die heutige Tracht dienen.

Die Mädchentrachten lassen sich bis mindestens in die 30er Jahre zurückverfolgen. Es werden unterschiedliche Trachten getragen. Neben der schwarzen Radhaube werden Blumenkränzchen und in den Berggemeinden Schappile getragen.

Wie bei den Männertrachten fehlen auch für die Knabentrachten historische Vorbilder. Bevor man eigene Knabentrachten anfertigte, wurden für bestimmte Gelegenheiten wie Umzüge, Feste usw. trachtenähnliche Bekleidungsstücke in der Schweiz ausgeliehen. Es existieren Fotos aus den 50er Jahren. Ende der 60er Jahre wurden anhand einer Schellenberger Männertracht die ersten Knabentrachten angefertigt.

Die Herstellung und das Tragen von Trachten unterliegen Regelungen. Farbe, Schnitt, die Stoffwahl und Art des Tragens der Tracht entsprechen den historischen Vorbildern und sollen in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben. Das Tragen der Tracht verlangt von ihrer Trägerin bzw. ihrem Träger auch eine gewisse innere Verbundenheit mit der Tradition und ihren Werten. Ein Kleid, in das so viel Geschichte und Tradition, Sorgfalt, Mühe, Kosten und Kunstsinn, aber auch öffentliche Gelder investiert werden, sollte mit Anmut und Würde getragen werden. Liechtensteiner Trachten sind auch auf Briefmarken dargestellt.